Die Powerfrau Rebekka Barth – Wie sie mit Perfektionismus und Selbstzweifeln umgeht


Vorwort von Jasmin Frommhold:

Rebekka und ich haben uns 2018 bei unserer Ausbildung zur Waldachtsamkeitstrainerin kennengelernt. Der Funke ist sofort übergesprungen, die Sympathie war auf Anhieb da, so dass wir in der Zeit der Ausbildung, vor allem in der Prüfungsvorbereitungszeit einen engen Austausch gepflegt und sogar ein gemeinsames Abschlussprüfungsprojekt  ausgearbeitet haben. Es war eine wunderbare Zeit.

Dieses Jahr haben wir uns zum Team-Tag unserer Ausbildungsstätte der SRH Fernhochschule nach 3 Jahren wieder getroffen und durften gemeinsam mit unseren Ausbildungskolleg*innen die Mitarbeiter*innen der SRH in die Waldachtsamkeit führen. Das ganze Waldachtsamkeits-Event hat Rebekka organisiert.

Da kam mir die Idee Rebekka in meinem Newsletter vorzustellen, weil ich sie so unheimlich sympathisch und inspirierend finde, vor allem wie sie die vielen verschiedenen Bereiche ihres Lebens ( Familie, feste Arbeitsstelle, Selbstständigkeit, weitere Projekte) unter einen Hut bekommt und trotz ihres selbst oft betonten Perfektionismus und ihrer immer mal wieder kommenden Selbstzweifel dennoch ihren Weg des Herzens geht.

 

Rebekka:

Als mich Jasmin fragte, ob ich vielleicht etwas über mich und meine Motivation schreiben würde, sagte ich ganz spontan ja. Ich schreibe sehr gerne, aber vorzugsweise über andere. An meiner Arbeitsstelle bin ich verantwortlich für eine Zeitschrift, die wir dreimal pro Jahr herausgeben und sich insbesondere an unsere ehemaligen Patientinnen und Patienten, aber auch an unsere Zuweiser und Kostenträger richtet. Ab und an kommt es dabei vor, dass ich ausgewählte Personen, die mir über ihr Leben berichten, portraitiere. Eine wunderschöne Aufgabe, die mir sehr viel Freude bereitet, weil ich dabei Menschen näher oder von einer neuen Seite kennenlernen darf. Das ist spannend und ich bin immer wieder überrascht, wie facettenreich wir alle doch sind, welche Wege eingeschlagen werden und was uns Besonders macht.

Nun stehe ich vor der Aufgabe mich kurz und knapp zu portraitieren. Gar nicht so einfach. Was erzähle ich denn? Wer bin ich? Das ist eine gute Frage.

Vielleicht stelle ich mich mal vor. Mein Name ist Rebekka Barth, ich bin Mutter von drei großartigen Mädels und Ehefrau eines wundervollen Mannes. Seit mittlerweile 13 Jahren arbeite ich als Dipl. Betriebswirtin in den unterschiedlichsten Funktionen im Geschäftsbereich Suchthilfe eines großen Sozialunternehmens. Aktuell bin ich dort Referentin der Geschäftsführung.

Mein Herz hängt zum einen sehr an meiner Familie, zum anderen an der Natur.

Gemeinsame Zeit versuchen wir deshalb nach Möglichkeit draußen zu verbringen. So kam der Wunsch auf, die Natur nicht nur meinen Kindern näher zu bringen, sondern auch anderen Kindern zu zeigen, wie schön es draußen ist und was man dort alles erleben kann. 2014 machte ich deshalb eine Ausbildung zur Naturpädagogin und arbeite seither in meiner Freizeit viel mit Kindern.

Im Berufsleben stellte ich die letzten Jahre mehr und mehr fest, wie viel doch von uns allen verlangt wird und es insbesondere Erwachsenen oft schwerfällt, sich abzugrenzen oder einen Ausgleich zum Arbeitsleben zu finden- oft auch mir selbst. So erwuchs der Wunsch auch Erwachsenen zu zeigen, wie gut die Natur, wie gut der Wald tut- wie einfach es doch ist dort abzuschalten und auf andere Gedanken zu kommen. Ohne festes Ziel und ohne Druck, dafür mit wachen Augen durch den Wald zu gehen, die Spuren des Bibers zu erkunden, den Kleiber zu beobachten, oder den Zaunkönig zu entdecken und dies alles mit einer kindlichen Neugierde und voller Freude.

So kam es dazu, dass ich 2018 an der SRH den Wald-Achtsamkeitstrainer gemacht habe. Es erschien mir damals wichtig, fundiertes Wissen für das, was ich draußen immer spüre, zu erhalten. Eine sehr intensive Zeit. Nach weiteren drei Jahren spürte ich das Verlangen, erneut Neues zu lernen und so kam es, dass ich mich in einer Jagdschule angemeldet hatte mit dem Ziel, den Jagdschein zu machen. Warum ich hierüber berichte? Obwohl ich mich in der Natur und mit Tieren sehr gut auskenne und auch an der SRH sehr viel darüber gelernt habe, wie man mit Stress umgeht und das anderen auch vermittle, brachte mich die Vorbereitung auf diese Prüfung an meine Grenzen.

Vor der mündlich-praktischen Prüfung hatte ich immer das Gefühl ich weiß, trotz intensiven Lernens viel zu wenig, um diese Prüfung zu bestehen. Diese Versagensangst hat sich so zugespitzt, dass ich in den Wochen davor kaum mehr schlafen konnte, früh morgens aufgewacht bin und immerzu dachte, das packe ich nie. Meine Familie hat in dieser Zeit sehr unter mir zu leiden, keiner kannte mich bisher so und ich glaube, am schlimmsten für sie war, dass ich nicht fähig war gute Ratschläge anzunehmen bzw. dass es mir nicht möglich war, all das in meinen vielen Kursen Gelernte, anwenden zu können. Dazu kam, dass mir das Schießen mit der Flinte keine Freude bereitete. Während des Kurses hatte ich, aus verschiedenen Gründen heraus verlernt, den Kipphasen zu treffen. Schießtraining um Schießtraining war vom Nichttreffen geprägt. Mittlerweile ist mir klar, man darf nicht zielen, um zu treffen. Für einen Kopfmenschen, der so gerne perfekt wäre, gar nicht so einfach, nur aus der und auf die Situation zu reagieren.

Wie kam es dann? Die schriftliche Prüfung und auch die mündlich-praktische Prüfung meisterte ich mit Bravour- mein Wissen hat also doch ausgereicht, aber den Hasen in der Schießprüfung, den traf ich nicht.

Hinterher fühlte mich sehr schlecht und dachte, ich werde nie treffen. Hab mir die Frage gestellt, warum ich das überhaupt tue, denn eigentlich will ich doch gar nicht auf Tiere schießen und ich hab sehr an mir gezweifelt. Ein kleiner Funke „Siegeswille“ glühte aber noch in mir und ich meldete mich zur Nachprüfung an. Dieser Funke trieb mich dazu, mich aufzurappeln. Ich habe sehr viel über die Situation nachgedacht und mir überlegt, wo das Problem liegt. Zu einer Erkenntnis kam ich aber nicht sofort.

Dazu führten erst unzählige Stunden auf dem Schießstand gemeinsam mit meinem Mann (dessen Geduld ich sehr bewundere, denn ich bin einfach beratungsresistent und ich habe den Hasen zu dieser Zeit kein einziges Mal getroffen!!!) der den Glauben an mich nicht verloren hat, sowie viele intensive Gespräche mit ihm und anderen lieben Menschen. All das hat mir geholfen mit etwas Abstand wieder klar zu sehen.

Ich fand durch die Gespräche heraus, dass nicht das Schießen mein Problem war, sondern ich mir selbst im Weg stand! Mein Perfektionismus, mein Grübeln darüber, warum es nicht funktioniert, haben mich blockiert. Ich hatte vergessen, worauf es ankommt. Mir fehlte der Glaube an mich, ich hatte die Leichtigkeit und die Freude verloren und war so eingenommen von der Versagensangst, dass ich nicht mehr klar denken konnte.

Als mir das bewusst wurde, fiel es mir wie Schuppen von den Augen – nicht der Hase ist das Problem, sondern meine Einstellung. Ab diesem Tag ging ich wieder mit Freude auf den Schießstand und mit dem Bewusstsein den Kipphasen zu sehen und einfach nur zu reagieren. Ich war endlich wieder in der Lage das Gelernte abzurufen und was soll ich sagen, ich traf den Metallhasen sofort. Ein Glücksgefühl übermannte mich. Klar kamen bis zur Prüfung immer mal wieder Zweifel. Diese konnte ich aber umgehend wegpacken und durch positive Gedanken ersetzen. Jeden Abend vor dem Einschlafen malte ich mir aus, wie schön es sein wird, wenn ich abends nach der Prüfung die Urkunde überreicht bekomme. Immer wenn die Zweifel kamen, habe ich mich bei mir für das Bestehen der Prüfung bedankt. All das führte dazu, dass ich ruhig in die Prüfung ging und wusste, ich werde das schaffen. Und so kam es, aber das Gefühl war sogar noch viel schöner, als ich es mir immer ausgemalt hatte.

Warum erzähle ich das. Jeder von uns kommt irgendwann an einen Punkt, an dem er an sich zweifelt. Das müssen nicht immer riesige Einschnitte sein, es kann auch einfach nur ein Jagdschein sein, der dazu führt, das man strauchelt. Was ich heute weiß ist, es ist nicht schlimm manchmal zu zweifeln. Wichtig ist, wieder zu sich zu finden und dabei keine Scheu zu haben, sich mit anderen über seine Ängste/ Bedenken zu unterhalten. Man muss nicht immer alles allein schaffen- manchmal geht das auch gar nicht. Das ist mir klar geworden. Es ist keine Schwäche auch einmal schwach zu sein, denn am Ende wächst man an sich selbst.

Dankbar bin ich für die lieben Menschen (Jasmin gehört übrigens auch dazu), die mich in dieser Zeit begleitet und ertragen haben! Sie gaben mir Kraft und Zuversicht, durch Ihren Glauben an mich. Noch immer liege ich abends im Bett und bin unendlich dankbar. Dankbar für diese Erfahrung!

 

Wenn du mehr über Rebekkas Selbstständigkeit und ihre Angebote erfahren möchtest geht es hier entlang.