Intuitiv zum erfüllenden Beruf – Interview mit Frau Prof. Dr. Müller


Ich habe Frau Prof. Dr. Müller als Dozentin im Studium im Modul Ernährungspsychologie kennen und schätzen gelernt. Man merkt sofort, dass sie einen Beruf ausübt, den sie liebt. Sie hat eine Professur für Ernährungswissenschaft und Lebensmitteltechnologie an der SRH Fernhochschule – The Mobile University. In einem Workshop zum Thema Ernährungsberatung durfte ich sie mehrere Tage online als Dozentin erleben. Obwohl es eine Online-Veranstaltung war, war die Energie, die von ihr ausging, zu spüren. Ihre erfrischende Art und ihre Begeisterung für diese Thematik haben den Workshop zu etwas ganz Besonderem gemacht. Diese bestimmte Mischung aus Leichtigkeit, mit der sie dieses wichtige Thema vermittelt hat, gepaart mit der nötigen Ernsthaftigkeit, zudem die Wertschätzung jedes Einzelnen gegenüber, ihre Strukturiertheit und Lösungsorientierung mit dem I-Tüpfelchen des Humors haben zu erkennen gegeben, dass sie einen für sich passenden Beruf gefunden hat.

Ich wollte von Frau Prof. Dr. Müller einiges zum Thema Berufung wissen, unter anderem wie sie es geschafft hat, ihre Berufung zu finden, wann ihr klar wurde, was sie eigentlich machen möchte und wie ihr Weg bis zur jetzigen Arbeitsstelle verlaufen ist.

Wenn dich das Thema Berufung interessiert und du vielleicht selber nach deiner eigenen Berufung Ausschau hältst, ist dieses Interview ganz gewiss etwas für dich.

Viel Spaß beim Lesen.

 

Hallo Frau Müller,

ich freue mich sehr, dass Sie sich bereit erklärt haben, mir ein Interview zum Thema „Berufung“ zu geben. Ich habe ja bereits im Einleitungstext beschrieben, wie ich Sie in ihrer Tätigkeit erlebt habe.

 

Jetzt die Frage an Sie, ist dem auch so oder war das eine Momentaufnahme? Empfinden Sie Ihren Beruf als Berufung?

Das ist eine gute Frage. „Berufung“ ist ein großes Wort. Was ich sagen kann, ist, dass ich das, was ich mache, unheimlich gerne mache.

 

Was genau beinhaltet Ihre Tätigkeit und wie sind Sie auf diesen Berufsweg aufmerksam geworden?

Der Alltag einer Professorin an der SRH Fernhochschule – The Mobile University ist sehr vielfältig, was wirklich toll ist.

Ich leite zwei Studiengänge – „Lebensmittelmanagement und -technologie (B. Sc.)“ und „Ernährungswissenschaft und Prävention (B. Sc.)“ und bin entsprechend für die inhaltliche Qualität und die Weiterentwicklung der Studiengänge verantwortlich, berate Studierende und auch Interessenten.

Zudem betreue ich verschiedene Module inhaltlich, d. h. ich erstelle die Studienmaterialien (z. B. Studienbriefe, Videocasts), stehe den Studierenden bei Fragen zur Seite, führe begleitende Veranstaltungen durch und nehme Prüfungen ab.

Natürlich betreue ich auch Praxisphasen und Abschlussarbeiten.

Zudem engagiere ich mich auch anderweitig in der Hochschule – beispielsweise bin ich Mitglied in verschiedenen Projektgruppen, Mitglied des Senats und leite die Akkreditierungskommission.

Auf die SRH Fernhochschule bin ich damals durch eine Schulfreundin aufmerksam geworden, die selbst an der Hochschule Lebensmittelmanagement und -technologie studiert hat. Sie hat mir erzählt, dass eine Professur zu besetzen ist, und das hat mein Interesse geweckt. Denn tatsächlich hat mich die Lehre schon immer gereizt.

 

Welche Stationen haben Sie bis hierher durchlaufen (Ausbildungsweg/Studium, Berufsstellen)?

Nach dem Abitur habe ich an der Technischen Universität München Ökotrophologie studiert und dort anschließend am Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik promoviert. Danach war ich in der Milchwirtschaft tätig, bei einem Tochterunternehmen des Milchprüfring Bayern e. V., der QSE GmbH. Die QSE GmbH stellt u. a. Referenzmaterialien zum Einstellen von Milchanalysegeräten her und ist Anbieter von Laborvergleichsuntersuchungen. Ich war dort Leiterin der Forschung und Entwicklung sowie Qualitätssicherung. 2015 bin ich dann an die SRH Fernhochschule gewechselt.

 

Wann war Ihnen klar, dass das ein beruflicher Weg ist, der zu Ihnen passt?

Nach dem Abitur war ich mir etwas unschlüssig, was ich machen wollte – tatsächlich schwankte ich damals zwischen Lehramt und Ökotrophologie. Letztendlich habe ich mich dann für das Ökotrophologie-Studium entschieden, weil mich das Fachgebiet einfach wahnsinnig interessiert hat.

Der weitere Berufsweg hat sich dann einfach so ergeben. Bereits in meiner Diplomarbeit, in der es um die Effekte pflanzlicher Zusätze bei der Produktion von Fleischwaren ging, spielte die Analytik eine Rolle. In der Dissertation mit dem Thema „Untersuchungen zum Einsatz von Schnellmethoden zur Qualitätssicherung in der Gemeinschaftsverpflegung“ beschäftigte ich mich intensiv mit der Untersuchung zubereiteter Speisen mittels Infrarot-Spektrometrie. Da diese Methode auch in der Milchwirtschaft eingesetzt wird, war der Schritt in diese Branche dann nicht mehr weit.

Der Schritt an die Hochschule war bewusst. Zwar hat mir meine Tätigkeit in der Milchwirtschaft ebenfalls Spaß gemacht und ich bin – v. a. auch wegen der tollen Kolleg*innen – mit einem lachenden und einem weinenden Auge gegangen – fachlich war ich dort aber auch hochspezialisiert. An der Hochschule habe ich nun die Möglichkeit, mich wieder mit unterschiedlicheren Themen zu beschäftigen.

 

War der Weg einfach oder gab es auch ein paar Steine, die aus dem Weg geräumt werden wollten?

Wirkliche Hürden gab es eigentlich nicht. An eine Situation, die meinen Lebensweg hätte grundlegend verändern können, kann ich mich allerdings erinnern.

Am Anfang des Studiums hatte ich unheimlich Angst vor dem Fach Chemie und war sogar kurz davor das Studium deshalb aufzugeben. Inzwischen kann ich darüber schmunzeln, denn als ich beschlossen hatte, die Herausforderung anzunehmen und der Groschen gefallen war, habe ich nicht nur die Prüfung problemlos bestanden, sondern es hat sogar richtig Spaß gemacht. Am Ende bin ich dann ja sogar in der Analytik gelandet und habe jahrelang im Laborbereich gearbeitet.

 

Was würden Sie Menschen raten, die nach ihrer Berufung Ausschau halten?

Wichtig ist. denke ich, dass man sich selbst kritisch betrachtet. Wo liegen meine Stärken bzw. worin bin ich gut? Was mache ich gerne? Wo sehe ich mich? Im nächsten Schritt ist es essenziell, sich näher mit den möglichen Berufsbildern und Arbeitsfeldern auseinandersetzen, um zu sehen, ob die eigenen Vorstellungen mit der beruflichen Realität übereinstimmen.

Grundsätzlich halte ich es für wichtig, dass man Ziele vor Augen hat, an denen man dranbleibt. Manchmal muss man sich eben durchbeißen – das gehört dazu. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig, dass man sich auch einmal treiben lassen kann und die Dinge so nimmt, wie sie kommen. Sprich, man darf auch nicht zu verbissen an den eigenen Zielen festhalten und muss flexibel und offen bleiben.

 

Das Leben ist ein Weg, der in Etappen gegangen wird. Welche nächste berufliche Etappe steht bei Ihnen an oder genießen Sie einfach den momentanen Zustand?

Ich bin tatsächlich momentan sehr zufrieden und habe das Gefühl, ich bin angekommen. An der SRH Fernhochschule haben wir ein super Team, in dem ich mich pudelwohl fühle. Aber wie Sie schon sagten, das Leben ist ein Weg. Man weiß nie was noch kommt.

 

Wo können sich Interessierte melden, die einen Ernährungsworkshop bei Ihnen mitmachen möchten?

Am Online-Workshop zum Thema Ernährungsberatung können alle Studierenden der SRH Fernhochschule – The Mobile University teilnehmen.

 

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um meine Fragen zu beantworten.