Märchenhafte Aussichten – Auf den Spuren der Zwerge


Wir starten an der Grundschule in Lautenthal und biegen auf einen kleinen Pfad oberhalb der Innerste ein. Rechts ragen Felsen aus dem Berg und der Pfad schlängelt sich drum herum. Bäume sind direkt auf den Felsen gewachsen und mir kommt der Gedanke, dass die Natur sich immer einen Weg sucht. Ganz nach dem Motto „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.

Das Plätschern des Flusses, welches uns auf der linken Seite begleitet, hat eher etwas Reißendes. Die Wucht der Wasserkraft ist deutlich zu hören. Ganz anders als noch vor ein paar Wochen. Da glich das Geräusch der Innersten eher einem gemütlichen Plätschern, die großen Steine ragten noch aus dem Wasser und verteidigten in ihrer majestätischer Pracht ihren Platz.

Der Pfad ist schneebedeckt, wie der Rest der Landschaft auch. Unter dem Schnee befindet sich eine dünne Eisschicht, der jeden unserer Schritte zur Achtsamkeitsübung werden lässt, denn wir haben mittlerweile eine gewisse Höhe erreicht, so dass ein Sturz zu unserer Linken nicht ganz ungefährlich wäre.

Ich bin diesen Pfad bereits unzählige Male in meinem Leben gegangen und er erscheint mir jedes Mal in einem anderen Licht, so als würde ich ihn zum ersten Mal gehen. Wir folgen dem Weg bis zum Ende, biegen rechts ab und gehen ein kleines Stück an einer wenig befahrenen Straße entlang, bis wir kurze Zeit später wieder rechts in den Wald einbiegen.

Die ganze Schneelandschaft ringsherum bietet ein beeindruckendes Bild. Die Bäume sind weiß gezuckert und biegen sich teilweise unter der Schwere der Schneelast, so dass wir ab und an unter einem Baum hindurch krabbeln müssen. An anderen Stellen empfangen uns die Bäume mit wohlgeformten Biegungen, so als hätten sie auf uns mit einer Verneigung gewartet.

Der Weg ist nun kein Pfad mehr und durch den Schneefall der letzten Tage zu einer richtigen Rodelbahn geworden. Wo es ansonsten menschenleer ist, treffen wir heute auch einige Leute, die mit dem Schlitten unterwegs sind. Der Schnee verschluckt allerdings jegliche Geräusche und hüllt die Umgebung in ein sanftes Schweigen. Welch Wohltat für Körper und Geist.

Die Steigung lässt unser Herz bereits ein paar Takte schneller schlagen, so dass wir eine kurze Trinkpause einlegen und dabei die Landschaft genießen. Nach ein paar Minuten setzen wir den Weg fort und schlendern an einem Bach vorbei, der uns mittlerweile auch eine lautere Geräuschkulisse bietet, als noch vor einigen Wochen. Die Steigung nimmt stetig zu. Die Tierspuren sind nicht mehr zu übersehen. Hier ist ganz schön was los, nur dass die Tiere, abgesehen von den Spuren im Schnee und wechselnden Gerüchen, für uns unsichtbar bleiben. Auch der Luchs hat hier sein Revier. Bei jeder Tour hoffen wir erneut ihn einmal zu Gesicht zu bekommen.

Der Weg der Philosophen

Wir folgen dem Philosophenweg bis zur „Schönen Aussicht“. Der Weg ist eher etwas für Geübte, da die Steigung schon ganz ordentlich ist. Je steiler der Weg, desto schöner die Aussicht, meistens jedenfalls, wie auch hier. Es lohnt sich auf jeden Fall die Strapazen auf sich zu nehmen. Die „Schöne Aussicht“ macht ihrem Namen alle Ehre und bietet einen grandiosen Blick über meinen Heimatort Lautenthal. Jetzt so verschneit wirkt der Ort wie die Kulisse eines Märchens. Dieser Platz bietet auch für Wanderfans des Stempelheftes der Harzer Wandernadel als Belohnung den Stempel mit der Nummer 106.

Ein Pavillon mit Sitzgelegenheiten und mehrere Bänke, sowie einem Tisch bieten, außerhalb des Pavillons, für jede Jahreszeit die Möglichkeiten eine entspannte Pause einzulegen und die „Schöne Aussicht“ zu genießen. Auch hier ist heute reges Treiben. Ungewohnt für uns, so sind wir doch hier meistens ganz für uns.

Der Bielsteinkopf 

Wir machen keine Pause, sondern folgen einem weiteren steilen Anstieg in Richtung „Bielsteinkopf“. Dieser bietet uns kleine Klettereinheiten durch einen umgestürzten Baum. Auf der rechten Seite des Weges zeichnen die schneebedeckten Berge in der Ferne ein landschaftliches Meisterwerk. Diese Aussicht stimmt mich jedes Mal demütig. Das Gefühl ein kleines Wesen in der Größe der Welt zu sein, aber mich gleichzeitig gar nicht klein zu fühlen, sondern verbunden und eins mit mir und der Natur ist so ein geborgenes Gefühl.

Auch hier lohnt sich der Aufstieg, denn ich finde diese Aussicht persönlich noch beeindruckender als die vorherige. Oben angekommen empfängt uns eine stürmisch kalte Brise, was uns allerdings nicht davon abhält Fotos von dieser beeindruckenden Aussicht zu schießen und die klare und reine Luft zu genießen.

Die Wasserquellen

Wir laufen weiter durch den Schnee und ich merke, wie die Endorphine nur so sprudeln. Nach einem kurzen Abstieg geht es nochmal ein kurzes Stück bergauf . Zu unserer linken Seite begleitet uns dabei ein malerischen Ausblick auf die entfernten Berge. Oben angekommen geht es jetzt auf einen breiten Waldweg hinab. Wir halten rechts und links nach den Waldbewohnern Ausschau, können aber außer weiteren Tierspuren nichts entdecken. Wir passieren einen stillgelegten Stollen und zwei Quellen (Wolfgang-Quelle und Brechelt-Quelle) . Dafür lohnt es sich in jedem Fall eine leere Flasche einzupacken. Das Quellwasser schmeckt köstlich. Kurz bevor wir wieder am Ausgangspunkt angelangen, passieren wir einen abwechslungsreichen und wunderschön gestalteten Waldspielplatz. Auch hier bietet sich ein toller Ausblick auf einen Teil von Lautenthal. Zu sehen ist unter anderem die besonders eindrucksvolle Paul-Gerhardt Kirche.

Achtsam steigen wir einen kleinen Pfad hinab (aufgrund der Steigung und der Glätte), der uns zurück auf den Geologischen Lehrpfad bringt. Wir kommen an glitzernden Eiszapfen vorbei. Im Hintergrund kündigt sich die Innerste mit ihren durchrauschenden Wassermassen an. Wir schießen ein Abschlussfoto und dann geht es nach Hause. Wir freuen uns, dass wir nicht fahren müssen, sondern jetzt dort wohnen, wo andere Urlaub machen.

Highlights: Geologischer Lehrpfad, beindruckende Aussichten, bei Schnee-tolle Rodelbahnen, einen Wanderstempel der Harzer Wandernadel Nr. 106, ein stillgelegter Stollen mit Erklärung (gelbe Schilder), 2 Quellen mit der Möglichkeit sich Wasser abzufüllen, ein abwechslungsreicher und toll gestalteter Waldspielplatz.

Weitere Infos findest du hier.