Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an-Interview mit Albert Weil


Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, das ist nicht nur ein Songtext von Udo Jürgens, sonders die Lebensphilosophie von Albert Weil, den ich innerhalb meiner Trekking-Ausbildung kennenlernen durfte und direkt ins Herz geschlossen habe. Warum ich ihn dir vorstellen möchte?

Er ist einfach eine Inspiration, nicht nur für die, die Angst vorm Alter haben oder sich vom Alter abhalten lassen bestimmte Dinge zu tun. Sondern für alle, die mehr vom Leben wollen, als auf die Rente warten und sich dann bis zum Ende ihrer Tage in der Komfortzone einrichten. Er zeigt uns, dass Alter keine Grenzen kennt und man nie zu alt für neue Abenteuer ist.

Voller Energie und Lebenslust ist mir Albert in Erinnerung geblieben. Was mich an Albert besonders fasziniert hat, war seine Neugier, seine Lust aufs Leben und darauf neue Dinge auszuprobieren. Dass er das Alter nicht als Begrenzung sieht und er mit dem Spruch „dafür bin ich zu alt“ nichts anfangen kann. Albert ist in eine Männer-WG gezogen und hat mit Freunden das Café Allerlei eröffnet, indem es ein abwechslungsreiches Programm und allerlei Begegnungen gibt. Ich durfte ihn interviewen und ihm Fragen über sein Leben stellen.

Wenn du dich gerne von Menschen inspirieren lässt und du wissen möchtest, wie du die Altersschranke im Kopf überwinden kannst, dann ist dieses Interview ganz gewiss etwas für dich.

Lieber Albert,

 

Woher nimmst du deine unerschütterliche Energie?

Ich glaube, das ist ein Gottesgeschenk und mir in die Wiege gelegt worden. Ich habe schon in jungen Jahren eine mehrmonatige Reise unternommen. Diese Reise hat mich total bestärkt, voller Zuversicht und Unternehmungslust für mein weiteres Leben zu sein. Auch hatte ich das große Glück, dass ich von nennenswerten gesundheitlichen Einschränkungen verschont blieb.

 

Was treibt dich an?

Die Lust am Gelingen. Gestalter sein und die Freude daran, etwas zu bewegen und an den Start zu bringen. Das setzt bei mir diese Energie frei. In seinem Leben Spuren zu hinterlassen, finde ich einfach gut.

 

Was treibst du gerade so?

Ich bin gerade von einer mehrtägigen, wunderschönen Fahrradtour mit Freunden zurückgekommen und nun geht es weiter mit dem Häusle bauen. Neue Küche, neue Heizung etc., Aktivitäten für das Café Allerlei vorbereiten.

 

Was inspiriert dich?

Von anderen Menschen zu lernen und schauen, was davon für mich passen könnte. Lebensgeschichten und Biographien von Menschen sind meine Krimis. Überhaupt Lesen ist für mich ein Quell der Inspiration.

 

Wie begegnest du Hindernissen im Leben?

Ich überlege, was kann ich selber schaffen oder wo brauche ich Hilfe. Ich versuche mir den Druck raus zunehmen. Es darf gelingen, muss aber nicht.

 

Gibt es etwas, was das Alter mit sich bringt?

Ganz Vieles. Wesentlich entspannter an Dinge heranzugehen. Demut und Dankbarkeit zu entwickeln für die vielen schönen Dinge, denen man in seinem Leben begegnet ist. Auch das ein oder andere  Wehwehchen meldet sich an. Früher ist es wieder gegangen, jetzt bleibt es. Manche Türen schließen sich, dafür öffnen sich aber wieder neue.

 

Wie gehst du damit um?

Ich versuche die Dinge anzunehmen und Unabänderliches zu akzeptieren. In der Regel gelingt es mir, allem etwas Gutes abzugewinnen. Es gibt erfreulicherweise immer Spielräume und Optionen, die gilt es zu finden. Man muss halt mit Allem rechnen, auch mit dem Guten.

 

Wie bist du dazu gekommen, was hat dich dazu veranlasst in eine Männer -WG zu ziehen?

Die Idee von gemeinschaftlichem Wohnen treibt mich bestimmt schon die letzten 15 Jahre umher. Ich sehe viele Vorteile, aber natürlich auch die nicht immer einfachen Herausforderungen im Zusammenleben. Wenn es gelingt ist es sehr bereichernd. Vor gut 2 Jahren konnte ich ein Haus in der Nachbarschaft erwerben und mit 2 Freunden direkt in eine Männer WG einsteigen. Das war von vorneherein aber ein Start auf Zeit. Jetzt sind beide auf Grund von persönlichen Umständen weitergezogen. Nun gilt es nach Umbau- Arbeiten die Idee nachhaltig zu etablieren.

 

Wie lebt es sich dort?

Die ersten beiden Jahre waren schon sehr inspirierend. Gemeinsam haben wir die Corona-Zeit prima bewältigt und hatten eine gute Zeit. Auch ist eine Vertrautheit entstanden, die trägt. Sich gegenseitig zu helfen, gemeinsame Spaziergänge und Gespräche sind an der Tagesordnung. Es hat aber auch Knackpunkte aufgezeigt, die für die zukünftige Entwicklung wichtig zu berücksichtigen sind. Gelingende Kommunikation ist das Stichwort.

 

Wie ist die Idee mit dem Cafe´Allerlei entstanden?

Das war ein spontaner Gedankenimpuls. In der kleinen Kirche bei uns gegenüber ist ein Pfarrsaal mit Küche, Außengelände etc.,  der sich vorzüglich für einen Begegnungsort/ -stätte eignet. Nach dem Ausstieg aus meinem Berufsleben war es mir wichtig, was zu finden, was mir Spaß und Freude bereitet. Und das in meiner unmittelbaren Nachbarschaft hat natürlich trefflich gepasst. Meine Partnerin war auch sofort Feuer und Flamme und wir konnten gemeinsam die entscheidenden Menschen davon überzeugen und Mitstreiter finden. Das Café Allerlei  gibt es nun schon schon 2 Jahre und wir können mehr als zufrieden Rückschau halten.

 

Was erwartet den Besucher dort?

Eine Vielfalt an Veranstaltungen, eben Allerlei . Wir sind nicht festgelegt in eine Richtung. Kultur, Vorträge, Infoveranstaltungen, Koch- und Spieleabende, Suppenfest, Weihnachtskonzerte sind nur einige Beispiele. Da macht es Sinn auf unsere Website zu schauen.

https://cafe-allerlei.sankt-anna-biebertal.de

 

Was macht das Café so besonders?

Aus dem Nichts etwas entstehen zu lassen und das bei null Kosten. Die Kirche hat die Räumlichkeiten, wir die Ideen. Eine win win Situation für alle Beteiligten. Man muss halt aufeinander zugehen und mit viel Überzeugung, aber auch mit Durchhaltevermögen an die Sache ran gehen. Die Leute spüren, dass wir mit viel Herzblut dabei sind und viele Referenten, Musikanten kommen gerne auch zum wiederholten Male zu uns, weil sie das spüren und ihren Beitrag zu dieser schönen Idee liefern möchten. Für uns ist das sehr bereichernd, aber auch für die Besucher. Solche Angebote und dies wohnortnah, gibt es nicht so oft.

 

Welche neuen Abenteuer liegen vor dir?

Jetzt steht erst mal an, die WG wieder ans Laufen zu bringen und weiter mit Leben zu füllen. Das ist Priorität Nummer eins. Hier habe ich schon Kontakt zu Arbeitskreisen `Gemeinschaftliches Wohnen` aufgenommen, um interessierte Menschen kennenzulernen.

Bei mir ploppen ständig neue Ideen auf. Zum Beispiel, unser beschauliches Dorf aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und für die Zukunft neu aufzustellen. Bestehende Potentiale vor Ort zu entdecken und mit neuen kreativen, zukunftsorientierten Ideen zu füllen, mit jungen und junggebliebenen Menschen. Das ganze Leben ist ein ständiges Abenteuer und steckt voller Herausforderungen und Entdeckungsmöglichkeiten. Ob ich die Idee weiter verfolge ist noch völlig offen, aber es macht doch Spaß einfach mal zu träumen und es dient zumindest als Aufhänger für interessante Gespräche mit neuen Sichtweisen.

Letztes Jahr habe ich eine Gartenhütte gebaut, die könnte zum Beispiel als Unterkunft für Radwanderer dienen – wir liegen direkt am Lahnradweg. Eine Dusche wird im Keller gerade installiert. Nette Gäste, gute Gespräche und Begegnung am Lagerfeuer. Auch eine schöne Vision.

 

Was würdest du Menschen raten, die mit dem Alter Schwierigkeiten haben?

Man kommt nicht darum sich zu bewegen und das in vielerlei Hinsicht. Denkt immer daran, ihr selber seid der Schöpfer eures Lebens. Lasst euch inspirieren, versucht alte Muster abzulegen und macht euch auf den Weg. Gepaart mit Neugierde und einer Portion Mut. Sucht gezielt Menschen, die euch diesbezüglich – auf welche Weise auch immer – eine Stütze sind. Alleine schafft man das in der Regel nicht. Albert Schweitzer hat ein wunderschönes Gedicht geschrieben. Die Sehnsucht nach dem Wunderbaren. Das drückt es in Worten aus, das Jungsein eine Geisteshaltung ist und mit dem Alter nichts zu tun hat.

 

Was sollten wir noch über dich wissen?

Och, eigentlich konnte ich jetzt schon ziemlich viel von mir und was mir wichtig ist darstellen.

Auch ich habe meine Baustellen mit mir selber und meiner Familie. Und mir ist mit Sicherheit auch nicht alles gelungen. Ich erfreue mich aber an einer liebevollen Beziehung zu meiner Partnerin, was mir erlaubt glückliche und vielleicht auch weniger glückliche Momente zu teilen. Gemeinsam in die Zukunft zu schauen, bereitet viel Freude.

 

Welchen weisen Lebensrat hast du für uns?

Das Leben ist schön, man muss es nur verstehen! Greif zu, das Leben ist da! Mach was draus!

Oder: Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu Anderen Glück, denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück.

 

Vielen Dank Albert für deine Offenheit und dafür, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst.

Möchtest du mehr über das Café Allerlei erfahren, dann kommt hier nochmal der Link zum Café :

https://cafe-allerlei.sankt-anna-biebertal.de/