Natur-und Artenschutz: Pflanzsaison – Mit kleinen Änderungen Großes bewirken – Tipps und Tricks vom leidenschaftlichen Naturfotograf -und filmer Gerwin Bärecke


“Bevor man die Welt verändert, wäre es doch vielleicht wichtiger, sie nicht zugrunde zu richten!”
Paul Claudel, französischer Schriftsteller, 1868-1955

 

Sag mir, wo die Käfer sind…

Natürlich geht es nicht nur um Käfer. Der Verlust der biologischen Vielfalt betrifft alle lebendigen Systeme, alle biologischen Reiche als da sind Pflanzen, Tiere und Pilze. Besser noch drückt es der Begriff „Biodiversität“ aus, weil er viel umfassender ist und u. a. auch die Vielfalt der Lebensräume mit einbezieht und damit auch große Teile der unbelebten Natur.

 

Insekten als Indikator

 

Im Fachjournal Biological Conservation haben kürzlich 25 weltweit führende Insektenforscher eine „Warnung an die Menschheit“ ausgesprochen.

Demnach sind bereits rund 500.000 Insektenarten seit Beginn der Industrialisierung ausgestorben. Das sind rund 10 % der geschätzten 5.500.000 Insektenarten unseres Planeten.

Das Aussterben speziell der Insekten geht unaufhörlich weiter und beschleunigt sich aktuell zu einem geradezu atemberaubenden Tempo. Man spricht bereits seit vielen Jahren vom 6. Aussterben, analog zu den 5 großen Faunen- und Florenschnitten der Erdgeschichte. Der Unterschied: Die Ursache sind wir Menschen. Die Insekten zeigen es uns deutlich

 

Es betrifft uns alle

 

Unsere Spezies ist jedoch nicht nur die Ursache, sondern in absehbarer Zeit wohl auch selbst Opfer dieser Entwicklung. Uns ist offensichtlich der Zusammenhang zwischen uns als biologischen Wesen und einer uns umgebenden intakten Natur als Lebensgrundlage abhanden gekommen.

Wir müssen diesen Zusammenhang wieder mühselig lernen – aber wie?

Ein Weg ist, in sich selbst hineinzuhorchen. Ein Spaziergang draußen in der Natur, in einem noch weitgehend natürlichen Umfeld, baut Stress ab, entspannt und steigert unser Wohlbefinden. Das ist kein Märchen, sondern in vielen Studien belegt. Dazu gehört übrigens auch die Geräuschkulisse: Vogelgesang, das Rauschen eines Baches oder des Windes in den Blättern, manchmal auch Stille.

Viele von uns, ich würde sogar behaupten die meisten, suchen im Urlaub genau das, nämlich möglichst intakte Natur. Sogar die Werbeindustrie hat das erkannt und wirbt mit solchen Lokalitäten – selbst die Autoindustrie. Sieht man sich einen beliebigen Werbespot für einen SUV an, so sieht man diese Fahrzeuge sehr oft durch eine grandiose, ansonsten menschenleere Naturlandschaft rasen.

 

Was kann jeder Einzelne tun?

 

Jeder von uns kann dazu beitragen, indem die Hauptursache erkannt und möglichst beseitigt wird: der Verlust und die Vergiftung der Lebensräume, speziell für Insekten. Ein zugegeben kleiner, aber wichtiger Beitrag kann der eigene Garten oder sogar der Balkon sein. Etwas „Wildnis“ in der unmittelbaren Umgebung schadet bestimmt nicht. Die vielfältigen Möglichkeiten können wir im Folgenden nur anreißen.

 

Wie kann das in der Praxis aussehen?

 

Ein wichtiger Beitrag wäre z. B., keinen Mähroboter einzusetzen – den überlebt kein Insekt. Selbst das Mähintervall auf mindestens 4 Wochen zu erhöhen, wäre schon hilfreich. Tretwildkräuter wie Gänseblümchen oder Gänsefingerkraut würden sich freuen. Noch besser ist es, Vegetationsinseln oder -streifen und erst im Spätherbst zu mähen (nicht zu Schlegeln!!) und abzuharken. Das Schnittgut kann kompostiert werden, so überlebt ein Teil des Insektennachwuchses. Die Larven z. B. des Rosenkäfers können sich im Kompost entwickeln.

 

Ein ganz wichtiger Aspekt ist darüber hinaus die Auswahl der Bepflanzung im eigenen Garten. Oberste Priorität haben natürlich einheimische Blütenpflanzen, Sträucher und auch Bäume und davon möglichst die Wildformen. Unsere Insekten sind daran angepasst, mit Exoten können sie nichts anfangen. Das betrifft übrigens auch Zuchtformen mit gefüllten Blüten – kein Insekt kommt da an Nektar oder Pollen, sofern überhaupt vorhanden.

Das führt zu folgenden Tipps:

 

Forsythie, Thuja, Kirschlorbeer, Rhododendron – Völlig wertlos, die Insekten verhungern daneben. Alternativen: Kornelkirsche, Roter Hartriegel, Wolliger Schneeball, Weißdorn, Zwergmispel, Artengruppe Rote Johannisbeere

 

Geranien – dasselbe Problem, Alternative: z. B. Kapuzinerkresse

 

Zuchtrosen, alle Pflanzen mit gefüllten Blüten – bitte nicht verwenden, stattdessen die Wildformen

 

Alle einheimischen Pflanzen, die sich von selbst ansiedeln, sollten willkommen sein. Das sind diejenigen, die auch unsere Insekten fördern. Selbst die Brennnessel z. B. gehört dazu, die Raupen von mindestens 6 Tagfalterarten können sich ausschließlich von dieser Pflanze ernähren.

 

 

 

Mit etwas Geduld (und vielleicht viel weniger Arbeit als man denkt) kann man sich die Natur direkt vor die Haustür holen. Man hilft damit nicht nur der Natur, sondern fördert auch das eigene Wohlbefinden (s. o.). Das ist auf jeden Fall hilfreicher, als auf eine graue(nhafte) Schotterfläche zu starren, wie sie leider immer mehr werden.

 

Das Problem kann hier nur angerissen werden. Es gibt aber die Möglichkeit, beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz NLWKN sowie bei der Bingo-Umweltstiftung entsprechende Broschüren mit umfangreichen Informationen über das Thema zu bestellen. Das gilt für die gedruckte Fassung, sie stehen aber auch als PDF zum Download zur Verfügung. Hier die entsprechenden Links:

 

https://nlwkn-webshop.webshopapp.com/insektenvielfalt.html

 

https://www.bingo-umweltstiftung.de/wp-content/uploads/2021/09/Bingo-Stiftung-Gartenbroschuere-2021-08-06.pdf

 

 

Gerwin Bärecke

 

Kennst du auch jemanden, der sich so für sein Thema engagiert wie Gerwin und damit etwas Gutes für die Gesellschaft bewirken kann? Dann lass es mich bitte wissen und schick mir eine kurze E-Mail an info@harz-happiness.de.
G
erne würde ich mehr darüber in meinen Newslettern berichten.